LoQu Optical Group GmbH | Hattersheim am Main
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Der Geruch nach Schleifstaub, etwas Alkoholreiniger in der Luft, das dumpfe Klopfen aus der Ecke, wenn ein Rohglas auf Maß gebracht wird. Das ist kein klassischer Handwerksbetrieb mit Bohrmaschine und Blaumann – aber eben auch kein steriles Labor. Stattdessen eine Mischung aus Präzisionsarbeit, Materialgefühl und gelegentlicher Improvisation. Wer in Mainz als Augenoptiker in der Werkstatt startet oder überlegt zu wechseln, der schaut auf einen Job, der irgendwo zwischen Traditionshandwerk und Mikroinnovation balanciert. Von außen mögen viele das für eine Nische halten. Von innen – so jedenfalls meine Perspektive nach rund zehn Jahren im Geschäft – ist das ein regelrechter Mikrokosmos mit eigenen Regeln und Fallstricken.
Hier im Werkstattbereich hängt die Latte anders als im Verkauf. Zumal in Mainz, wo sich gefühlt alle paar Meter ein Optiker tummelt, von Ketten mit Quietschbunt-Filiale bis zum altehrwürdigen Familienbetrieb in der Augustinerstraße. Jeden Tag geht’s los mit Refraktionen abgleichen, Fassungen richten, Kanten polieren. Klingt manchmal eintönig – aber das ist der Haken: Trotz aller Routine erwischen einen die kleinen Herausforderungen immer wieder kalt. Ein Scharnier einer Vintage-Fassung ist ausgeleiert? Ersatzteile – Fehlanzeige. Da hilft kein Youtube-Tutorial, sondern nur der Blick in die Kiste mit ausgebauten Ersatzteilen und ein Schuss Einfallsreichtum. Ich habe Kollegen erlebt, die aus einer Fräse und zwei Unterlegscheiben ein Brillenscharnier nachgebaut haben, weil der Kunde daran hing. Mainz eben: traditionell, ein bisschen trotzig, dafür aber herzhaft.
Eine Sache, die vor allem Berufseinsteigerinnen immer wieder überrascht: Die Technik ist zwar wichtiger denn je (Stichwort: CNC-Schleifautomaten, Digitalabformung), aber das händische Feingefühl wird nie ganz aussterben. Gerade in Mainz, wo viel Laufkundschaft aus dem Umland kommt, ist die Sehnsucht nach individuellen Lösungen groß. Schöne neue Geräte, klar, Luxus – nur wer glaubt, das rette über einen ungenauen Schliff oder zittrige Hände hinweg, irrt gewaltig. Und, ganz nüchtern: Trotz zunehmender Automatisierung drückt der wirtschaftliche Schuh gewaltig. Die Margen gerade bei Kettenoptikern sind schmal. Das Einstiegsgehalt? Im Schnitt liegt es hier derzeit zwischen 2.400 € und 2.900 € monatlich, je nach Betrieb und Qualifikation. In inhabergeführten Werkstätten kann’s etwas besser aussehen – manchmal auch nicht, Ehrlichkeit muss sein. Immer wieder höre ich die Frage: „Ist das noch Handwerk oder schon Technikbranchenspielwiese?“ Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Wer meint, mit dem Kopf durch die digitale Wand zu wollen, landet spätestens beim ersten Glasbruch wieder auf dem Boden der Werkstatttatsachen.
Was viele unterschätzen: Mainz sucht Hände, Köpfe und – ja – Herzblut. Aber bloße Lust auf Brillen reicht nicht. Materialkunde – von Polycarbonat bis Acetat – muss sitzen, millimetergenaues Arbeiten sowieso. Die Konkurrenzsituation? Speziell. Ketten bieten oft Boni oder Weiterbildungen, Familienbetriebe punkten mit Freiheiten und teils eigenen Stilwelten. Was ich an Mainz schätze: Hier ist das Handwerk noch Teil des Stadtbilds. Man grüßt sich, auch wenn man Mitbewerber ist. Aber jeder weiß auch: Ohne bereitwillige Lernbereitschaft, gerade was Digitalisierung und Spezialanfertigungen angeht, wird’s eng. Die üblichen Weiterbildungen gibt’s – Werkstattmeister, Spezialkurse für Kontaktlinsenanpassung oder Low-Vision-Beratung. Dass dabei noch Luft nach oben bleibt, klar. Wachstumsdruck, Fachkräftebedarf – ja. Im Alltag heißt das manchmal vor allem: Viel Arbeit, wenig Leerlauf.
Mag sein, dass von außen alles nach Uhrwerksroutine wirkt: Brille schleifen, Bügel schrauben, Politur auftragen, läuft schon. Aber im Werkstattbereich der Augenoptiker in Mainz steckt mehr. Wer dafür Sinn hat, Material zu begreifen, Lösungen zu finden, und dabei einen leichten Hang zu ästhetischem Tüfteln mitbringt – wird nicht nur gebraucht, sondern gefordert. Besonders für Einsteiger kommt’s darauf an: Nicht das perfekt gereinigte Werkstatt-Outfit, sondern Spaß an Präzision und die Bereitschaft, bei Fehlern nicht gleich den Frustlappen zu werfen. Mainz mag keine glitzernde Großstadt sein, aber im Handwerk – und vor allem in den feinen Nischen wie der Optiker-Werkstatt – schlägt das Herz der Stadt mit. Klingt pathetisch? Vielleicht. Aber wie sagt man so gern hier: „Was guckst du? Schau genauer hin.“
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